Er kam allein und Schwieg
Er kam alleine und Schwieg,bis zuletzt.
Er war unnah und scheinbar.
Die Einladung zu dieser Fete:
eine selbstzufriedene Gönnergeste,
die man dem Neuling zukommen ließ.
Die einzige Chance, die man dem Neuling zuspielte.
Er saß abseits, nicht nur räumlich.
Man rief ihn her.Und er kam lächelte, wie er es immer tat.
Nikotin und der Geruch von Alkohol beherrschten den Raum.
Geschriene Wortwechsel, nicht nur wegen der Musik,
unzensierte Lieder, ein Triumph.
,,Du bist Langweilig.“ Einer gedankenloser Satz.
Ein unverständiger Blick, ein Lächeln,
unendlich traurige Augen
Seine Ruhe,eine Provokation.
Begierige Augen mustern kühl seine sanften Hände.
Doch unendlich traurige Augen.
Als er ging,bemerkte es keiner.
Ausgelassenheit,rote Wangen vom Wein,
Angesicht zu Angesicht.
Zwei tage später, der Klassenlehrer erzählte es: Er ist Tod.
Sturz vom Hochhaus, Zehen Meter,freiwillig.
Freitod,freier Fall; freie Entscheidung?
Schuld steht auf unseren Gesichtern.
,,Schuldig“, hämmert es in meinem Kopf.
Ein kleiner Todesanzeige in der Lokalzeitung in der äußersten Ecke.
Eine zarte,kleine, alte Frau,gebückt, gezeichnet am Grab.
Bescheidenes Begräbnis, ein Kranz, von der Schule,von seinen Mitschülern,Betroffenheit,Ergriffenheit.
Seine Stimme,nie gehört. War sie angenehm?
Nicht die einzige frage.
Ich sehe in den Spiegel und schäme mich.
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